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17. Westerholter Orgeltage – Wege in die Romantik

19. März 2017 - 17:00 Uhr

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Wege in die Romantik
Musik für Sopran & Orgel
 
 
Ausführende Interpreten:
Ina Siedlaczek-Berning
Sopran
  Wolf-Eckart Dietrich
Orgel
 
Programm:

Das Programm des Konzertes umspannt einen ​weit gesteckten ​stilistischen Bogen von gut 150 Jahren und möchte damit eine Entwicklung spür -und hör​bar machen vom Hochbarock bis in die Hochromantik. Was ist Romantik? Im Ursprung bezeichnet der Begriff zunächst einfach die Abgrenzung vom Lateinischen. Nach vielen Jahrhunderten in denen die lateinische Sprache dominant war gewinnen im 18. Jhdt. nach und nach die romanischen Sprachen und insbesondere das Französische die Oberhand, die ersten Romane erscheinen bezeichnender Weise in Frankreich. Später wird dann eine ganze Epoche als ‚Romantik‘ benannt die sich dem Individuum als Maßstab, seinem subjektiven Gefühlsleben,​ seinen ureigenen Ausdrucksmitteln verschreibt​ und auch das Irrationale neu mit einbezieht und ​respektiert. 
So wird die Wiege der Romantik oft in Frankreich vermutet, César Franck und Gabriel Fauré gehen beide aus dem berühmten Pariser Konservatorium hervor und gehören zu den maßgeblichen Vertretern dieser Epoche. 

Auch unter den anderen hier im Programm vertretenen Komponisten und ihren Stücken gibt es vielfältige Verbindungen und Anknüpfungspunkte, gewissermaßen ein inneres Netzwerk auf das wir eingehen wollen. 
Antonin Dvorák war mittelloser Musiker und Komponist in Prag als er sich 1875 in Wien um ein Stipendium bewirbt und dabei den etwas älteren und schon etablierten Johannes Brahms kennenlernt. Es entwickelt sich zwischen beiden eine rege Verbindung in der Brahms erst als Förderer und Gönner auftritt und dann zum Freund wird, ähnlich dem Verhältnis das Brahms viel früher unter umgekehrten Vorzeichen mit Robert Schumann verband. Dvorák komponiert ​später ​seine Biblischen Lieder, zum ersten Mal in Englisch, in seiner Zeit in New York wo er eine wichtige Station seiner Kariere erlebt und zu einer ganz neuen Musiksprache findet, die die amerikanischen Einflüsse mit seinen böhmischen Wurzeln verbindet.
Johann Sebastian und Carl Phillip Emanuel Bach stehen in einem besonderen Verhältnis von Vater und Sohn. 
Der Vater tritt ganz klar doppelgesichtig auf: Einerseits komponiert er sehr konservativ, pflegt und krönt das musikalische Erbe, andrerseits trägt sein Schaffen auch schon früh rebellische Züge die den Rahmen des Zeitgeschmacks sprengen, und in eine neue musikalische Zukunft aufbrechen. 
Er ebnet seinen Söhnen den Weg in die neu entstehenden ‚Empfindsamkeit‘ und bereitet – sicher ungewollt – in formaler und harmonischer Hinsicht die Romantik vor, deren Komponisten sich später so stark auf ihn beziehen.
Sein Sohn Carl Philipp zehrt kräftig davon und verschreibt sich ganz dem neuen Stil des musikalischen ‚Sturm und Drang‘ und der Experimentierfreude zu Beginn einer neuen Epoche. Seine hier erklingenden Lieder sind besonders typisch dafür und ganz dem persönlichen Ausdruck der eigenen Frömmigkeit und Empfindsamkeit entsprungen.

So ist es kaum ein Wunder daß die Musik Johann Sebastian Bachs hinter den Neuentdeckungen seiner Söhne und deren Zeitgenossen zunächst eine Weile lang fast in Vergessenheit geriet. Annähernd 70 Jahre liegt sie im Dornröschenschlaf bevor sie von einem Hauptvertreter der deutschen Romantik wieder entdeckt wird. Felix Mendelssohn-Bartholdy bekommt von seiner traditionsbewußten Großmutter 1823 eine Abschrift der Bachschen Matthäupassion geschenkt und erkennt instinktiv das ungeheure Potential und den überragenden Rang des Werkes gerade in seiner zukunftsweisenden Harmonik und Kontrapunktik. Er muß von einer Wiederaufführung geradezu besessen gewesen sein und setzt diese gegen zahlreiche Widerstände seiner Zeitgenossen 1829 in Berlin durch. 
Mendelssohns eigene Kirchenmusik spiegelt diese besondere Verehrung seines musikalischen Urahnen deutlich wider. 
Der Kreis der Komponisten schließt sich hier und heute in einem Ausspruch von Brahms der 1874 äußerte: »Alle meine Werke gäbe ich drum, wenn ich eine Ouvertüre wie die Hebriden von Mendelssohn hätte schreiben können.«  

 

Johannes Brahms 1833-1897 Praeludium G-Moll aus WoO 10​
Antonin Dvorak 1841-1904 Aus den ‚Biblical Songs‘ op. 99
Nr. 5 „I will sing new songs of gladness“
Nr. 9 „I will lift up my eyes to the mountains“
Nr. 10 „Sing ye a joyful song“
Carl Philipp Emanuel Bach 1714-1788 Orgelsonate G-moll Wq 70,6
Allegro moderato – Adagio – Allegro
Aus ‚Gellerts geistliche Oden und Lieder‘ Wq 194/195
„Gott ist mein Hort“
„An Gott“
J​ohann S​ebastian​ Bach 1685-1750 „O Mensch, bewein dein Sünde groß“ BWV 622
C. Ph. E. Bach „Bußlied“
„Prüfung am Abend“
„Abendlied“
Padre David da Bergamo 1791-1842 „Vers​etto solenne con Armonia di Tromba alla Tirolese “
Gabriel Fauré 1845-1924 „Pie Jesu“
Guiseppe Verdi 1813-1901 „Agnus Dei“
(aus ‚Messa da Requiem‘ in einer Transkription für Orgel von Franz Liszt​)
Cesar Franck 1822-1880 „Panis angelicus“
Felix Mendelssohn-Bartholdy 1809-1847 „Caro cibus“
​ J​ohann S​ebastian​ Bach 1685-1750 Fantasie ​ ​G​-moll BWV 542
Felix Mendelssohn-Bartholdy 1809-1847 „Doch der Herr, er leitet die Irrenden recht“
„Meine Seele dürstet nach Gott“ (aus Psalm 42, op. 42​)
J​ohann S​ebastian​ Bach 1685-1750 „An Wasserflüssen Babylon“ (Psalm 137)  ​
Felix Mendelssohn-Bartholdy 1809-1847 „Er kennt ​die rechten Freudenstunden“
„Sing, bet und geh auf Gottes Wegen“
(aus der ​Choralkantate „Wer nur den lieben Gott lässt walten“)

 

Details

Datum:
19. März 2017
Zeit:
17:00 Uhr

Veranstaltungsort

Pfarrkirche St. Martinus
Schloßstraße 21
Herten-Westerholt, 45701 Deutschland
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